Fuchsreize
Mauspfeifchen: Alles Raubwild und ganz besonders der Fuchs reagiert auf den kurzen, hellen Pfiff der Maus, die ihm als Hauptnahrung dient. Das feine Gehör des Fuchses vernimmt bei Windstille den Pfiff auf mehr als 100 Meter. Je nach Temperament, Hungergefühl oder auch Weisheit des Alters, wird Reinecke sofort, wenn auch behutsam auf die Lockstelle zuschnüren, oder aber in einem weiten Bogen - um sich Wind zu holen oder unter Deckung heranzukommen - zustehen. Das Mauspfeifchen wird der Jäger in allgemeinen nur dann anwenden, wenn er eines Fuchses ansichtig geworden ist, der von ihm wegschnürt. Wenn es ihm gelingt in seiner nächsten Umgebung Deckung zu finden (Strauch, dicker Baum, Holzstoß oder ähnl.) wird er sich - so leise als möglich - hinter dieser verbergen und in unregelmäßigen Intervallen die Mauspfiffe ausstoßen. Etwa:
fi - fi - fi. fi - fi. fi. fi - fi - fi.
Um nicht mit angebacktem Gewehr durch den Fuchs auf eine allzulange Gedultsprobe gestellt zu werden, sollte der Jäger, wenn er mit Schrot schießen will, erst dann das Gewehr hochnehmen, wenn der Fuchs ihm so nahe gekommen ist, daß er ihm nicht mehr wegkommen kann. Neben ausreichender Deckung ist besonders darauf zu achten, daß der Wind gut ist und der Fuchs beim Zustehen nicht über die Fährte des Jägers schnüren muß.
Hasenklage: Eine der schönsten Jagdarten auf Meister Reinecke ist das Fuchsreizen mit der Hasenklage. Hierfür sollten, von Ausnahmefällen abgesehen, nur die Wintermonate genutzt werden, wobei natürlich eine Schneelage besonderen Erfolg verspricht, vor allem dann, wenn sich der Jäger ein tarnendes Schneehemd überzieht. Neben dem nächtlichen Reizen bei Mondschein sind die besten Reizstunden frühmorgens und spätabends. Mit großer Sorgfalt muß der Stand, von dem gereizt werden soll, ausgesucht werden. Er muß dem Jäger ausreichende Bewegungsfreiheit lassen, aber auch gegen Sicht von allen Seiten geschützt sein. Beim Aufsuchen des Standes ist unter allen Umstanden darauf zu achten, daß der Fuchs von den Seiten von denen er erwartet wird, keinesfalls in die nähe der Fährte des Jägers kommt und erst recht diese nicht kreuzen muß.
Hat der Jäger seinen Stand (auch Hochsitz, obwohl wegen der natürlich wirkenden Tonschwingungen nicht besonders geeignet!) eingenommen, so muß er mindestens eine viertel Stunde warten, ehe er die Quäke zur Hand nimmt. Auch nach der 2-3 maligen „Quäkserie“ muß er noch eine viertel Stunde still verharren, weil sich - besonders Altfüchse - oft viel Zeit nehmen, unter Wahrnehmung aller Sichheitsmöglichkeiten an die verlockende Stelle heranzuschleichen. Der Jäger nimmt die Quäke zwischen Feigefinger und Daumen, so daß die geschlossenen Finger und der Handteller eine nach vorne offene Höhlung bilden. Durch Heben und Krümmen der eng nebeneinander liegenden Finger mit gleichzeitigem Einstoßen von Luft in das Instrument laßt sich das jämmerliche Wehgeschrei Lampes in Tonhöhe und Stärke so variieren, daß es täuschend ähnlich klingt. Die Töne haben eine frappierende Ähnlichkeit mit den Geschrei eines Säuglings.Der Schluß jeder langen und kurzen Strophe muß ersterbend abklingen.
quä - quä-quä-quä-quä. quä - quä - quä - quä. quä -quä.
Vermutet man den Fuchs in der Nähe, so kann der Ton durch Vorhalten des Hutes oder des Mantelrevers abgeschwächt widergegeben werden. Auch ist während des Quäkens eine Drehung des Kopfes nach mehreren Seiten empfehlenswert. Sieht der Jäger den heranschnürenden Fuchs bereits, so muß das Quäken unterbleiben, es sei denn, Reinecke setzt sich auf weite Entfernung erst einmal auf seine Keulen, um zu überlegen, was nun zu tun sei oder er spürt vom Jäger weg. Letzteres tut er freilich auch sehr oft, um sich bogenschlagend Wind zu holen, so daß es für den Jäger aussieht, als sei er desinteressiert.
Man reize mit der Hasenklage nur an wenigen Tagen im Jahr und benutze nur weit voneinander liegende Revierteile. Nichts ist einfacher, als durch mangelde Sorgfalt und zu häufiges Reizen ein Revier für lange Zeit und restlos zu „verquäken“.
Mauspfeifchen (Artikel 371)
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